Freitag, 15. Februar 2013

Keine Delphine Aber drei Überlebensfragen

Endlich ging es hinaus mit dem Boot! Das Wetter hat sich wirklich aufgehellt, so dass die Fahrt zu den "Golphinos" gemacht werden konnte. Golphinos werden die Flussdelphine hier genannt!

Es gibt sie hier wirklich, gestern wurde eine Gruppe Delphine gesehen, aber das Wetter war einfach zu windig um mit dem Boot hinauszufahren.

Aber heute geht es den ganzen Tag hinaus, ins Delta nach ihnen suchen und mittags zu einem ökologischen Reservat, der Ilha Cardosa. Dort soll es nicht nur Natur, sondern auch Strand geben. Auf der Rückfahrt kann, wenn Zeit sein sollte, noch ein Wasserfall im Wald besucht werden.

Blick zurück über das Fahrwasser vom Boot in die Lagune

Eigentlich ist das ein richtiges Touristenprogramm, das aber zumindest drei Überlebensfragen aufwarf.

Zunächst passierte nichts aufregendes, es ging durch die bewohnte Lagune und am Ufer konnten Häuser und Boote erkannt werden, allesamt prächtige Motive:

Das Ufer der Lagune

Und auch hier:

Das weitere Ufer der Lagune

Nach zwei Stunden gibt es, zunächst ganz klein, dann immer grösser diese Insel mit Kirche. Es geht direkt darauf zu. Sollte hier ein Besuch abgestattet werden?

Dies ist nicht das versprochene ökologische Paradies!

Die Kirche der vergessenen Insel

Unten rechts landet das Boot an, dann geht es das Ufer hinauf.

Oben angekommen wirkt alles verlassen, aber irgendwer hat hier den Rasen gemäht oder Tiere weiden lassen:

Der Platz vor der Kirche ist gepflegt und hat ein schönes Panorama

Ein Blick durch das Kirchenfenster zeigt, dass jemand hier mehr oder weniger regelmäßig vorbeischaut. Es scheint sich also um eher christlich gesonnene, vermutlich ungefährliche Wärter zu handeln!

In der Kirche steht ein gepflegter Altar

Dann wird ein Weg in den Wald gewiesen und was erwartet einen dort?

Ein Pfad in den Dschungel neben der Kirche

Es ging zum alten Friedhof.

Und das war dann wirklich ein merkwürdiges Gefühl, die Bäume aus den Gräbern wachsen zu sehen. Vermutlich haben die Begrabenen kein Obst in der Tasche gehabt und es handelt sich um Samen aus dem Wald.

Wie vergänglich unser Dasein doch ist!

Der Friedhof der Insel zeigt Gräber mit Bäumen

Zur Info:
Es handelt sich um Ararapira, gegründet 1776 und aufgeben 1953. Hier wurde anscheinend einmal richtig Reis und Fischmehl produziert. Aber dann wurde ein Kanal gebaut und eine Insel hat sich gebildet, so dass die Insel nicht mehr von großen Schiffen angefahren werden konnte.

Wie lange wird dieses Denkmal noch überleben?

Es ging wieder zurück zum Boot, aber nicht zur weiteren Suche nach versteckten Delphinen, sondern zum ökologischen Paradies, der Insel Cardosa.

Die Anlegestelle wirkt wie ein ursprüngliches Fischerdorf:


Die Anlegestelle der Isla Cardosa mit einem kleinen Dorf


Das Boot wird festgemacht und schon stellt man bei näherem Hinsehen fest, dass das Dorf eher einem Hippiedorf ähnelt, unaufgeräumt stehen Campingstühle neben Wäscheleinen. Niemand repariert Fischernetze oder produziert irgend etwas.

Es wird hier nur lässig Urlaub gemacht.

Das idyllische Panorama des Hippiedorfs

Es gibt eine einfache Infrastruktur für Besucher, die Tische haben sogar Tischdecken, aber das Menü hat nur Tagesessen und Bier.

Für den Bootstouristen geht es ja nur um den Strandbesuch.

Das Restaurant der Isla Cardosa

Auf dem Weg zum Strand geht es vorbei an einem ökoloigschen Vorposten, der über die ökologische Bedeutung des Naturreservats aufklärte und unter anderem eine Liste mit den nicht zu pflückenden Orchideen zur Schau stellte.

Als sich die Touristen auf spanisch darüber unterhalten, dass dies die Mitbringsel sein müssten, wurde der Naturschützer, der dort sein freiwilliges, soziales Jahr verbrachte, zunehmend mürrischer.

Schnell geht es zum richtigen Strand!

Grün in Grün bis zum Strand

Und der ist einfach toll.

Es ist nicht so menschenleer, wie das Foto vielleicht vermuten lässt. An der Grasnarbe links steht im Abstand von 30, 40 Metern eine Bier- bzw. Colastation neben der anderen.

Hier holen sich die Tagestouristen ihren Sonnenbrand, weil sie müssen ja Farbe mitbringen aus dem Winterurlaub auf der Südhalbkugel!

Am Strand ist viel Platz, Sonne, Brandung und Bier

Wie lange hält sich diese Schwebesituation zwischen Hippiekommune, Naturvorposten und Strandtouristen wohl noch?

Auf der anderen Seite kann man in der Lagune schwimmen

Auf dem Rückweg wartet noch der "grosse Wasserfall" auf einen Besuch. Und hier stellte sich die Frag nach dem Überleben ganz direkt dem Besucher selbst.

Denn ganz so einfach, wie bei anderen Wasserfällen ist dieser Weg nicht. Der Bootsführer bleibt beim Boot und weist nur auf den Weg in den Urwald. Er sagt so etwas wie "seid vorsichtig".

Nach ein paar Metern sieht der Weg so aus:

Der Pfad zum grossen Wasserfall

Oben ist dann dies:

Alles ist grün in grün und unübersichtlich

Und auf einmal kommt solch ein Gefühl von Verlassenheit, so ganz ohne Jemanden, der sich auskennt. Im indischen Periyar war das anders, dort war ein Führer dabei, der einem frische Tigerfährten zeigte. Angst hatte dort niemand.

Ohne Führer kommen aber Erinnerungen an Spinnen und Schlangen auf, die irgendwo lauern könnten. Wenn nun einer von so etwas gebissen oder gestochen wird, tut das nur weh oder könnte das nicht auch tödlich sein?

Zum Glück ist bekannt, dass in den USA laut geredet werden sollte, damit die Bären nicht überrascht werden. Ausserdem reagieren Spinnen und Schlangen auf Erschütterungen bestimmt mit Flucht. Also wird kräftig aufgestampft und zunächst nur laut geredet, dann später sogar gesungen!

Tatsächlich taucht nach einer gefühlten Ewigkeit ein Bach auf und es ist sogar ein Rauschen zu hören:

Am Wegrand verläuft ein Bach

Wenig später ist er dann erreicht, der "grosse Wasserfall":

Es gibt einen grösseren Wasserfall

Auf dem Rückweg kommt einem eine Gruppe mit Führer entgegen. Die fühlen sich sicher, schliesslich haben sie einen dabei, der sich auskennt. Und deswegen sind sie ganz leise, denn sie wollen ja eine Spinne oder Schlange sehen!

Die Rückfahrt liefert bei sinkender Sonne noch ein paar Bilder:

Eine Insel bei Tagesende

Oder auch:

noch eine Insel

Zum Schluss noch der Hinweis, dass man einen Aufenthalt auf der Insel Cardoso auch direkt buchen kann. Dann fährt man mit solch einem Boot von Cananéia aus:

Ausflugsboot zur Isla in Cananeia


Aber die Zeit steht ja nie still, so hat sich die Webseite schon verändert und weist jetzt auf auf eine Hostel auf der Insel Cardoso hin. Es geht dort wohl mehr in Richtung Strandtouristen. Vielleicht stimmen die Telefonnummern ja noch?

Die Info zum Boot

In jedem Falls sind die Leute hier teilweise merkwürdig drauf, aber das gehört wohl zum Ambiente und scheint harmlos zu sein.

Ein Paar am Anlegesteg, der Mann trägt eine Maske.

Vielen Dank fürs Lesen und Weitersagen

Thomas


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