Montag, 9. April 2018

Blasket Island

Wer nach Irland fliegt, mietet sich ein Auto und schaut sich einfach alles an. Die Insel ist klein, überall kann in einem „Bed and Breakfasts“ übernachtet werden. So wurde mir das, als die Idee „lass uns doch mal Urlaub in Irland machen“ geäußert wurde, auch versprochen. Meine Mutter wollte allerdings nicht immer den Koffer aus- und wieder einpacken. Der Bruder schlug einen Flug nach Kerry vor, dann wären wir schon weit weg von Dublin. Von einem Ort in der Nähe sollte es doch möglich sein, einen großen Teil der Insel zu besuchen.

Die Wahl fiel dann auf ein Hotel in Dingle. Die Entfernungen schienen gar nicht mal so groß und so fand ich mich im Juli 2016 auf einem Boot wieder, das mich auf eine Insel vor Dingle brachte. Das war der erste Ausflug.

Die Fahrt von Kerry nach Dingle hatte mehr Kurven als Kilometer. Das mit dem „alles Anschauen“ war mit der Anfahrt schon Geschichte.

Blick auf die spanischen Piers von Dingle

Am ersten Tag sollte nicht gefahren werden. Dafür war meine Anreise dann doch zu hektisch gewesen. Warum nicht einen Ausflug per Boot machen? Am Hafen wurde eine Tour nach „Blasket Island“ angeboten. Der Preis schien mir recht hoch, dafür konnte noch ein Delphin gesehen werden und es gab Erklärungen einer Führerin.

Ihr Englisch war, zu meiner Überraschung, leicht verständlich. So lauschte ich Erzählungen von vergangenen Zeiten.


Die Piers hießen spanische Piers, da von hier aus Wolle und Butter nach Spanien aus- und Wein von dort eingeführt wurde. Das war in der guten, alten Zeit.

Gegründet wurde die Stadt von Normannen, deswegen wurde hier schon immer eher Englisch als Gälisch gesprochen. Das erklärte die Verständlichkeit ihrer Stimme.

Dann kam die Tragödie. Zwei adlige Familien verstanden sich nicht mit ihren Nachbarn. Diese schwärzten sie bei der Königin Elizabeth an. Ein Fitzgerald suchte Hilfe beim Papst und kam mit einigen Truppen aus Spanien und Italien zurück. Daraufhin entsandte die Königin einen Schlächter, der alle massakrierte. Die Fitzgeralds blieben trotzdem irgendwie über und zogen sich nach „dort“ zurück. Sie deutete dabei auf eine Art Bauernhaus an einem Ende der Bucht. Es klang, als sei das gerade eben passiert. Dabei spielte sich das alles Ende des 16ten Jahrhunderts ab.

Das war eine von den irischen Geschichten mit Aufständen und Massakern, die ich erwartet habe.

Der Leuchtturm am Ausgang des Hafens von Dingle.

Nach der Passage des alten Leuchtturms verstummte sie. Das Boot verließ die ruhige Bucht von Dingle und fuhr in den Atlantik mit seinen hohen Wellen. Diese durchschüttelten das Boot. Erzählungen waren nicht mehr möglich.

Die Reise entpuppte sich als recht lang. Nach etwa einer Stunde ankerte das Boot vor einer Insel. In den Rettungsbooten sollte übergesetzt werden. Wir fragten uns, ob Mutter, immerhin schon über 80, das wohl schaffen würde. Sie setzte sich aber vergnügt in das erste Boot und wartete dann auf uns am Ufer.

Der Aufstieg zum Dorf auf Blasket Island

Einen steilen Weg ging es hinauf zu einer Art Ort. Dieser hatte auch mal bessere Zeiten gesehen. Die meisten Häuser waren verlassen. In einigen lebten Aussteiger und Einsiedler. Wir erholten uns vom Aufstieg in einer Art Hostel bei einer Tasse Tee.

Anscheinend war es 2016 schon möglich, länger auf der Insel zu bleiben. Es wartete eine Gruppe Besucher mit gepackten Rucksäcken auf die Ankunft eines Bootes wartete.

2018 kann ein Besuch auch online organisiert werden.

Blick auf eine Bucht, in der Seehunde zu sehen sind.

Die Zeit bis zur Rückfahrt wollte gefüllt werden. Wir setzen uns zunächst gemeinsam in Bewegung. Die Frauen gingen dann zu dieser Bucht.

Ich ging mit meinem Bruder den Rundweg um die Insel. Hier sollten seltene Vögel zu beobachten sein und eine Wanderung ist doch immer recht interessant.

Weidende Schafe auf Blasket Island

Von diesen Schafen hätte ich mehr Bilder machen sollen. Alle anderen Schafe, die ich auf der Reise antraf, waren mit leuchtenden Farben markiert. Hier auf Blasket war das nicht nötig, es gab nur einen Eigentümer.

Das Wetter war aber auch nicht so schön. Sie präsentierten sich nicht fotogen genug.

Blick nach Westen von der Spitze der Insel

Zu sehen war auf der Wanderung um die Insel nicht allzu viel. Windig war es. Der Salzgehalt der Luft öffnete die Nasen. Mit tränenden Augen suchten wir nach den Vögeln, die sich aber eher versteckten. Am Ende der Insel machte ich noch dieses Foto, dann sagte uns ein Blick auf die Uhr, dass es galt eher einen schnelleren Schritt einzulegen.

Blick auf den Hafen, das Boot und die Bucht von Blasket Island

Bis nach dort unten zu dem weißen Boot mussten wir noch laufen. Vor hier schien es ganz nah. Die anderen warteten bestimmt schon in dem weißen Häuschen. Dort sollte es ein Bier geben, auf das ich mich schon freute.

Wer genauer hinsieht, bemerkt die Falte zwischen den Hügelrücken. Zwischen beiden spannte sich eine von mehreren Buchten. Was nah schien, war dann doch viel weiter als erwartet.

Die Steine und Felsen der Hügelrücken

Die Buchten zogen sich doch recht weit in die Insel hinein. Den direkteren Weg über die Hügelkuppen zu nehmen, schien bei den Felsen und Steinen nicht ratsam. So ging es denn schnellen Schritts immer den Trampelpfad entlang.

An Motiven, die ich gerne fotografiert hätte, kann ich mich nicht direkt erinnern. Das lag vermutlich daran, dass wir den Weg sportlich nahmen.

Blick vom Fenster durch ein altes Haus auf Blasket Island

Wie war es anderen ergangen?

Sie erzählten von den lustigen Seehunden, die sie in der Bucht gesehen hatten. Diese waren nicht etwa zahm und warteten nicht auf Fütterung durch Touristen. Vielmehr waren sie neugierig. Immer wieder schauten sie mit ihren Knopfaugen in den hellen Gesichtern aus der Brandung auf die Besucher am Strand.

Auf dem Rückweg begegneten wir tatsächlich Fungi, dem Delphin von Dingle. Kurz wartete das Boot, dann tauchte er auf und sah sich die Touristen an. Wie die Seehunde auch war er eher ein neugieriger Beobachter, der einfach nur die Touristen auf den Booten begrüßen wollte.

Das war ein gar nicht übler Start eines ungeplanten Aufenthalts auf der grünen Insel. Am nächsten Tag durfte ich nach Killarney fahren.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen