Endlich bummelte ich mal durch Leiden mit einer Kamera. Es galt nicht an der Universität vorbeizusehen oder etwas einzukaufen oder bei einem Umzug zu helfen. Angesagt war das Wetter, die Grachten und die Motive zu genießen.
Zu sehen gab es in der kleinen, aber geschichtsträchtigen Stadt im Umland von Amsterdam genug. Normal wäre ein Besuch bei der Burcht, dem befestigten Hügel in der Mitte der Stadt, auf dem die Leidener Schutz suchten, während sie die Deiche geöffnet hatten und das Umland unter Wasser setzten. Sie waren schon heldenhaft, als sie ihre Unabhängigkeit Anfang des 16ten Jahrhunderts erkämpften.
Wir hatten diese und andere Sehenswürdigkeiten schon längst besucht. Nun war einfach nur ein Spaziergang durch die Stadt angesagt. Es ging es der Ferienwohnung an die Gracht. Dort erwartete mich schon ein erstes Motiv.
Insgesamt kamen einige Bilder zusammen, zu denen mir einige Anekdoten einfallen.
Am frühen Morgen passierten wir die Breestraat hinter dem Rathaus von Leiden. Der Kontrast und die Farben reizten mich ein Bild von Leiden, ohne typische Gracht zu machen.
Dies ist die Straße, in der wir am Abend vorher eine Gruppe von jungen Erwachsenen auf Fahrrädern sahen, die alle in einem Eingang verschwanden. Sie hatten sich alle in Schale geworfen. Die jungen Männer trugen Anzug, Hemd und Krawatte, die jungen Frauen Kleider und Highheels. In der Tat können junge Holländerinnen mit Highheels Fahrrad fahren!
Auf Nachfrage wurde mir erklärt, dass das die Mitglieder der Studentenvereinigung Medusa waren, die dort feierten. Das ist die größte und wichtigste der Studentenvereinigungen in Leiden. Sie haben ihren Namen von dem Schutzpanzer der Göttin Athene. Diese ist die Schutzgöttin der Universität von Leiden. Anscheinend braucht Wissenschaft doch immer etwas Mystisches. Obwohl es in den Niederlanden einen reformatorischen Bildersturm gab, der alles frömmelend katholische hinauswarf, war der kulturellen Elite es wohl zu langweilig nur vernünftig zu sein. So knüpften sie 100 Jahre später an die griechische Mythologie an und verschrieben sich der Göttin Athene.
Ein paar Blöcke weiter und wir befanden uns in einem Stadtviertel der typisch holländischen Art. Dort wird mehr oder weniger öffentlich gelebt. Von der Straße kann direkt in die Wohnung geblickt werden. Die Fenster haben normalerweise keine Vorhänge oder Gardinen, sodass der Blick durch das Wohnzimmer in den kleinen Garten hinter dem Haus geht. Falls hinter dem Haus kein kleiner Garten ist, kann es sein, dass die Bewohner zum Feierabend direkt vor der Tür ihren Grill anwerfen.
Zunächst hatte ich eine gewisse Scheu, den Leuten bei ihrer Freizeitgestaltung zuzusehen. Wenn sie zurückblickten, schaute ich schnell weg. Aber dann stellte ich fest, dass das mein Interesse mit einem Lächeln und einem "Hallo" beantwortet wurde. So ging ich dann eben grüssend durch die Viertel. Oder eben nicht schauend.
An einem Abend kam es zu einer, auch nach Jahren noch unvergessenen Geschichte, mit einem Paar, das am Tisch las oder arbeitete. Ich versuchte vor ihrem Fenster rückwärts einzuparken. Ein kleiner Pfeiler hatte genau die richtige Höhe um gefährlich zu werden und nicht von den Rückfahrsensoren bemerkt zu werden. Kurz schaute ich auf, der junge Mann mit Bart schaute zurück, lächelte und deutete mit den Händen an, wie viel Platz noch war. So konnte ich erfolgreich einparken, aber zum Bedanken kam es nicht so richtig. Er hob nur grinsend den Daumen und arbeitete einfach weiter.
Wir setzten unseren Spaziergang fort bis zu den breiten Grachten, die die Altstadt von Leiden umschließen, wie eine mittelalterliche Stadtmauer. Hier konnte ich dieses Bild machen, das eine Seeseite nahelegt, aber doch nur eine Gracht ist. Die gegenüberliegende Seite ist eben nicht mit abgebildet.
An einem dieser Häuser fand ich dieses Emblem:
Was ist wohl die Bedeutung eines Spiekermans? Spieken übersetzt sich mit Abschauen und Spicken. In der deutschen Mentalität wäre das wohl jemand, der beim Nachbarn etwas abschaut und abkupfert. Das klingt nach etwas eher minderwertigem. So richtig will das doch gar nicht zu dem freundlichen Gesicht mit Bart passen.
Da gibt es doch bestimmt eine viel bessere Erklärung, die ich später fand.
Auf diesem Foto ist die ganze Breite der Gracht zu sehen. Zwei Schiffe passen nebeneinander hindurch. Die Brücken können gehoben werden, damit dann auch hohe Schiffe hier fahren können.
In der Nähe befindet sich die Lakenhalle, in der das Stadtmuseum von Leiden untergebracht ist. Hier gibt es neben Rembrandts und Kirchenbildern, die den reformatorischen Bildersturm überlebt haben, auch noch einiges über die Textilgeschichte von Leiden erfahren. Hier war ein Zentrum der Leinenherstellung.
Leinen wird aus Flachs hergestellt, das gebrochen und verarbeitet wurde. In Leiden wurde die Qualität geprüft und die Ballen bekamen ihre Stempel und konnten gehandelt werden. Das könnte die Herkunft des Namens "Spiekerman" recht gut erklären. Es wäre dann der Kontrolleur, der eine Stichprobe untersucht und damit die Qualität der Ware feststellt.
Aber an dem Tag waren diese Überlegungen ziemlich egal. Wir kamen zurück in das Zentrum der Stadt. Hier kann an solchen Brücken gespeist und getrunken werden.
Zu empfehlen ist in Leiden in jedem Fall noch der Käse- sowie der Fischmarkt. Wie an der Nordsee üblich wird der Fisch im Stehen direkt am Marktstand gegessen.
Das war der zweite und letzte Bericht meines kurzen Besuchs in Holland 2014. Der erste schilderte den Besuch in Amsterdam.
Zu sehen gab es in der kleinen, aber geschichtsträchtigen Stadt im Umland von Amsterdam genug. Normal wäre ein Besuch bei der Burcht, dem befestigten Hügel in der Mitte der Stadt, auf dem die Leidener Schutz suchten, während sie die Deiche geöffnet hatten und das Umland unter Wasser setzten. Sie waren schon heldenhaft, als sie ihre Unabhängigkeit Anfang des 16ten Jahrhunderts erkämpften.
Wir hatten diese und andere Sehenswürdigkeiten schon längst besucht. Nun war einfach nur ein Spaziergang durch die Stadt angesagt. Es ging es der Ferienwohnung an die Gracht. Dort erwartete mich schon ein erstes Motiv.
Insgesamt kamen einige Bilder zusammen, zu denen mir einige Anekdoten einfallen.
Am frühen Morgen passierten wir die Breestraat hinter dem Rathaus von Leiden. Der Kontrast und die Farben reizten mich ein Bild von Leiden, ohne typische Gracht zu machen.
Dies ist die Straße, in der wir am Abend vorher eine Gruppe von jungen Erwachsenen auf Fahrrädern sahen, die alle in einem Eingang verschwanden. Sie hatten sich alle in Schale geworfen. Die jungen Männer trugen Anzug, Hemd und Krawatte, die jungen Frauen Kleider und Highheels. In der Tat können junge Holländerinnen mit Highheels Fahrrad fahren!
Auf Nachfrage wurde mir erklärt, dass das die Mitglieder der Studentenvereinigung Medusa waren, die dort feierten. Das ist die größte und wichtigste der Studentenvereinigungen in Leiden. Sie haben ihren Namen von dem Schutzpanzer der Göttin Athene. Diese ist die Schutzgöttin der Universität von Leiden. Anscheinend braucht Wissenschaft doch immer etwas Mystisches. Obwohl es in den Niederlanden einen reformatorischen Bildersturm gab, der alles frömmelend katholische hinauswarf, war der kulturellen Elite es wohl zu langweilig nur vernünftig zu sein. So knüpften sie 100 Jahre später an die griechische Mythologie an und verschrieben sich der Göttin Athene.
Ein paar Blöcke weiter und wir befanden uns in einem Stadtviertel der typisch holländischen Art. Dort wird mehr oder weniger öffentlich gelebt. Von der Straße kann direkt in die Wohnung geblickt werden. Die Fenster haben normalerweise keine Vorhänge oder Gardinen, sodass der Blick durch das Wohnzimmer in den kleinen Garten hinter dem Haus geht. Falls hinter dem Haus kein kleiner Garten ist, kann es sein, dass die Bewohner zum Feierabend direkt vor der Tür ihren Grill anwerfen.
Zunächst hatte ich eine gewisse Scheu, den Leuten bei ihrer Freizeitgestaltung zuzusehen. Wenn sie zurückblickten, schaute ich schnell weg. Aber dann stellte ich fest, dass das mein Interesse mit einem Lächeln und einem "Hallo" beantwortet wurde. So ging ich dann eben grüssend durch die Viertel. Oder eben nicht schauend.
An einem Abend kam es zu einer, auch nach Jahren noch unvergessenen Geschichte, mit einem Paar, das am Tisch las oder arbeitete. Ich versuchte vor ihrem Fenster rückwärts einzuparken. Ein kleiner Pfeiler hatte genau die richtige Höhe um gefährlich zu werden und nicht von den Rückfahrsensoren bemerkt zu werden. Kurz schaute ich auf, der junge Mann mit Bart schaute zurück, lächelte und deutete mit den Händen an, wie viel Platz noch war. So konnte ich erfolgreich einparken, aber zum Bedanken kam es nicht so richtig. Er hob nur grinsend den Daumen und arbeitete einfach weiter.
Wir setzten unseren Spaziergang fort bis zu den breiten Grachten, die die Altstadt von Leiden umschließen, wie eine mittelalterliche Stadtmauer. Hier konnte ich dieses Bild machen, das eine Seeseite nahelegt, aber doch nur eine Gracht ist. Die gegenüberliegende Seite ist eben nicht mit abgebildet.
An einem dieser Häuser fand ich dieses Emblem:
Was ist wohl die Bedeutung eines Spiekermans? Spieken übersetzt sich mit Abschauen und Spicken. In der deutschen Mentalität wäre das wohl jemand, der beim Nachbarn etwas abschaut und abkupfert. Das klingt nach etwas eher minderwertigem. So richtig will das doch gar nicht zu dem freundlichen Gesicht mit Bart passen.
Da gibt es doch bestimmt eine viel bessere Erklärung, die ich später fand.
Auf diesem Foto ist die ganze Breite der Gracht zu sehen. Zwei Schiffe passen nebeneinander hindurch. Die Brücken können gehoben werden, damit dann auch hohe Schiffe hier fahren können.
In der Nähe befindet sich die Lakenhalle, in der das Stadtmuseum von Leiden untergebracht ist. Hier gibt es neben Rembrandts und Kirchenbildern, die den reformatorischen Bildersturm überlebt haben, auch noch einiges über die Textilgeschichte von Leiden erfahren. Hier war ein Zentrum der Leinenherstellung.
Leinen wird aus Flachs hergestellt, das gebrochen und verarbeitet wurde. In Leiden wurde die Qualität geprüft und die Ballen bekamen ihre Stempel und konnten gehandelt werden. Das könnte die Herkunft des Namens "Spiekerman" recht gut erklären. Es wäre dann der Kontrolleur, der eine Stichprobe untersucht und damit die Qualität der Ware feststellt.
Aber an dem Tag waren diese Überlegungen ziemlich egal. Wir kamen zurück in das Zentrum der Stadt. Hier kann an solchen Brücken gespeist und getrunken werden.
Zu empfehlen ist in Leiden in jedem Fall noch der Käse- sowie der Fischmarkt. Wie an der Nordsee üblich wird der Fisch im Stehen direkt am Marktstand gegessen.
Das war der zweite und letzte Bericht meines kurzen Besuchs in Holland 2014. Der erste schilderte den Besuch in Amsterdam.
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